Beschlussvorschlag:
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Fürstenwalde/Spree möge beschließen:
Sachverhalt:
Täglich pendeln rund 7.000 Fürstenwalder aus unserer Stadt hinaus, zu
allermeist Richtung Berlin. Die gleiche Anzahl an Personen pendelt täglich nach
Fürstenwalde. Ein Großteil der Pendler nutzt dabei die Bahn als Verkehrsmittel.
In diesem Zusammenhang stehen wir als Stadt bereits seit geraumer Zeit vor der
Aufgabe, dem immer stärker ansteigenden Pendlerstrom am Bahnhof ausreichend
Park- und Abstellmöglichkeiten für PKW‘s und Fahrräder zur Verfügung zu
stellen.
Gleichfalls sind wir uns gerade mit Blick auf die immer stärker
wachsenden PKW-Abstellflächen darüber im Klaren, dass diese nicht unendlich
weiter wachsen können. Zum einen, weil nicht genügend Flächen zur Verfügung
stehen. Zum anderen, weil die Anzahl der Pendel-Pkw eine nicht unerhebliche
Belastung für die Innenstadt darstellen.
Der damit verbundenen Herausforderung will sich die Fürstenwalder
Politik stellen. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist das Thema „Pendeln“ ein
zentrales Element des INSEK. Mehrere Befragungen der Bahnpendler haben ergeben,
dass von denjenigen, die bisher das Auto nutzen um den Bahnhof zu erreichen,
ein wesentlicher Teil sich vorstellen könnte, auf den Bus oder das Fahrrad
umzusteigen. Hierfür bedürfte es verschiedener Voraussetzungen: entweder müsste
der Busverkehr häufiger und auch bis 22 Uhr abends verkehren. Oder für Fahrräder
müsste es sichere Abstellmöglichkeiten am Fürstenwalder Bahnhof geben.
Nach allen bisher geführten Gesprächen und Initiativen erscheint die
Neuordnung des Busverkehrs in zunehmend weiter Ferne. Nicht nur aus diesem
Grund sondern auch, aus ökologischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten
sollte es daher unser Ziel sein, die Bedingungen für Rad- und Bahnpendler in
Fürstenwalde zu verbessern.
In diesem Zusammenhang haben wir bereits verschiedene Konzepte
abgeklopft. Ergebnis ist, dass sich ein Fahrradparkhaus - wie es in Bernau vom
Land gefördert worden ist - in Fürstenwalde aufgrund der aktuellen örtlichen
Gegebenheiten, wahrscheinlich nicht realisieren ließe. Dafür ist aus unserer
Sicht aber eine dezentraler und vor allem auch kostengünstigere Lösungsoption
denkbar: die Anschaffung und Bereitstellung von abschließbaren Fahrradboxen. Je
nach Anbieter gewähren die Module Raum für 10 bis 16 Fahrräder wobei beim Aufstellen
mehrerer Module nicht zusammen stehen müssten sondern dezentral verteilt werden
könnten. Der Preis wird hier bei rund 1.900 Euro (brutto je Box / Angebot der
Firma VeloEasy vom 1. Februar 2017) veranschlagt, wobei bei einer
entsprechenden Beschaffungsgröße Rabatte noch nicht einkalkuliert sind. Würden
wir in Fürstenwalde daher 100 Fahrradboxen aufstellen, wären damit
Investitionskosten von rund 190.000 Euro verbunden.
Finanzierung
Nach Auskunft des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung,
Referat 42, vom 17. Februar 2017 kommen zur Finanzierung mehrere Förderprogramme
infrage. Zum einen sei die Förderung über die „Richtlinie des Ministeriums für
Infrastruktur und Landesplanung zur Senkung des CO2-Ausstoßes im Verkehr gemäß
Operationellem Programm des Landes Brandenburg für den Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) in der Förderperiode 2014-2020 (Rili Mobilität)“
denkbar. In diesem Zusammenhang können bis zu 80 % der Kosten gefördert werden.
Daneben sei auch die Förderung über die „Rahmenrichtlinie des
Ministeriums der Finanzen zur Umsetzung des Kommunalen Infrastrukturprogrammes
2016 - 2019 (KIP-Richtlinie)“ abhängig von den Detailmaßnahmen bis zu 85 %
denkbar.
Und schließlich würde sich laut MIL auch eine Förderung gemäß der sich
in Abstimmung zur Aktualisierung befindenden „Richtlinie des Ministeriums für
Infrastruktur und Landwirtschaft zur Förderung von Investitionen für den
Öffentlichen Personennahverkehr im Land Brandenburg (RiLi ÖPNV-Invest)“
anbieten.
Bei einer Investition in zunächst 100 Fahrradboxen zu Kosten von
190.000 Euro entfiele auf die Stadt ein Investitionsanteil - je nach Programm -
von 28.500 bis 38.000 Euro.
Zur Gegenfinanzierung wird vorgeschlagen, die Investition in die
Flutlichtanlage im Friesenstadion um ein Jahr zu verschieben.
Folgekosten:
Je nach Anbieter (Fahrradboxsysteme) kann der Betrieb der Boxen - z.B.
über ein App-System inkl. Abwicklung der Zahlungen - ausgelagert werden.
Hierfür fielen monatliche Kosten von rund 500 Euro an (monatliche
Betriebspauschale von 5 EUR / Box). Diese Kosten finanzieren sich aus den Vermietungseinnahmen.
Bei einer geschätzten durchschnittlichen Auslastungsquote von 70 % (Wochentags)
und einem Tagesmietpreis von 1 Euro (brutto / 0,84 EUR netto) würden monatlich
1.176 Euro eingenommen werden (Berechnung: 0,84 EUR x 70 vermietete Boxen x 20
Werktage). Die Betriebskosten werden daher durch die Einnahmen gedeckt.
gez. Thomas Fischer