Sitzung: 05.12.2017 102/040/2017
Herr Fröhlich von der Brandenburgischen
Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH (BBSM) stellt
anhand einer Präsentation die Ergebnisse der Einwohnerentwicklungsanalyse und
-prognose vor. Für die Analyse der Entwicklung wurden drei Gruppen differenziert: deutsche Bevölkerung, EU-Ausländer
sowie sonstige Ausländer. Stichtag der Untersuchung war der 31.12.2016. An
diesem Tag lebten in der Stadt 33.113 Menschen. Während die Zahl der deutschen
Bevölkerung über die letzten zehn Jahre leicht sank (von 34.482 auf 30.354),
nahm die Zahl der ausländischen Bevölkerung zu (EU-Ausländer von 200 auf 512,
Nicht-EU-Ausländer von 1.037 auf 2.247). Die Anzahl der sonstigen Ausländer ist
nach 2014 deutlich gestiegen, sie umfasst aber nicht ausschließlich
Geflüchtete. Bei bestimmten Altersgruppen sind landestypische Entwicklungen
festzustellen: So gibt es Bildungsabwanderung und auch der demografische
Einschnitt nach der Wende ist vorhanden. Der natürliche Saldo aus Geburten und
Sterbefällen ist weiterhin negativ, allerdings nimmt die Zahl der Geburten zu.
In den letzten Jahren gab es bei den Wanderungen leichte Umlandverluste, während
im Verhältnis zu Berlin sich der Verlust 2014 auf einen Gewinn gedreht hat. Bei
anderen Orten gibt es bereits seit 2011 Zuzugsgewinne für Fürstenwalde.
Besonders stark spiegelt sich die Flüchtlingswelle wider. Wegen der unklaren
künftigen Wanderungsentwicklung können keine sicheren Annahmen getroffen
werden, daher wurden die sonstigen Ausländer separat betrachtet.
Es wurden drei Szenarien untersucht:
-
Das Basisszenario,
welches sich nach der (nicht aktuellen) Landesprognose richtet: In diesem
Szenario steigt die Bevölkerungszahl bis 2020, um danach zurück zu gehen.
-
Das Trendszenario,
welches die durchschnittlichen Wanderungssalden fortsetzt: In diesem Fall sinkt
die Bevölkerungszahl wegen des Sterbeüberschusses.
-
Die
Aktivierung von Wohnungsbaupotentialflächen mit 1.500 neuen Haushalten bis 2030:
Durch die Wohnbauaktivierung könnte ein Zuzug von 230 bis 240 Personen pro
Jahr erfolgen. Nach einem Anstieg würde die Anzahl der Einwohner ab 2025 stabil
werden, da dann der natürliche Saldo aufgewogen wird.
In Fürstenwalde-Nord ist die Anzahl der Einwohner
seit 2012 stabil, nachdem sie zuvor zurückgegangen war. Bei der Wohnbauaktivierung
würde die Zahl wachsen, ansonsten stabil bleiben. Im Stadtteil Mitte steigt die
Zahl der Einwohner seit 2007. Die Zahl würde bei der Aktivierung noch weiter
steigen und dann wieder sinken, ansonsten wäre sie relativ stabil. In Süd
steigen die Zahlen seit 2015 wieder, nachdem diese zuvor sanken. Hier befinden
sich die meisten Baupotentiale, andererseits auch eine Altersstruktur, durch
welche die Einwohnerzahl zurückgehen wird. Bei der Aktivierung würde eine
dynamische Entwicklung stattfinden.
Herr Hilkes Frage, ob beim
Wohnbaupotentialszenario auch der freiwerdende Wohnraum beachtet wurde, bejaht
Herr Fröhlich. Bei den Themen Familiennachzug
und Lage des Bürgerkrieges in Syrien konnte nur die jetzige Situation
berücksichtigt werden, führt Herr Fröhlich auf Nachfrage von Herrn Hilke aus,
allerdings würden sich die Zahlen bei der Wohnbaupotentialaktivierung nur unwesentlich
ändern, lediglich die Anteile Deutsche–Ausländer wären unterschiedlich.
Herr Hoffrichter fragt, ob als Folge der Umlandwanderungen,
bei denen Ältere in die Stadt zurückkehren und Jüngere rausziehen, Eingemeindungen eine sinnvolle Maßnahme
wäre, um das Gefüge wieder zusammenzuführen. Herr Fröhlich empfiehlt besser die
Stadt attraktiv für Familien zu machen, als die Statistik durch Eingemeindungen
zu verändern.
Herr Hoffrichter sagt, dass Erkner und Bad Saarow
häufig deutlich näher an Berlin empfunden und wahrgenommen werden als Fürstenwalde, und wirft die Frage auf, wie
das verändert werden könnte. Herr Fröhlich führt aus, dass eine Entwicklung in
den Städten der „2. Reihe“ bereits feststellbar ist, aber das Ergebnis der
Entwicklung unklar ist. Der Wohnungsdruck in Berlin ist sehr groß, die
Partizipation der umliegenden Städte davon ist nicht absehbar. Es gibt nachgefragte
und weniger nachgefragte Standorte.
Herr Wende sieht, dass aus den Statistiken
unterschiedliche Aussagen herausgelesen werden können. Statt über
Eingemeindungen nachzudenken, sollten mit den Umlandkommunen gemeinsame Planungsräume auf Initiative
der Stadt entstehen. Analog zur Betrachtung der Sozialräume könnte ein gemeinsames
Budget dafür beschlossen werden. Möglicherweise wäre die Wiedereinführung des
VBB-Berlin-C-Bereiches als Unterstützung der Wahrnehmung durch Berliner
hilfreich.
Herr Tschepe sieht beste Chancen der Stadt, durch
Qualität zu punkten. Fürstenwalde
hat Bauland, Schulen, Kitas usw. Diese Stärken sollten weiterentwickelt werden.
Im Verhältnis zu Berlin hat sich die Entwicklung geändert: Während am Friedrich-Naumann-Platz
noch kein Berliner ein Grundstück erwarb, liegt deren Anteil bei den Grundstücken
der Ketschendorfer Feldmark I in der zweiten Runde bei 40 %. Eine Zunahme
ist zu erwarten, auch durch die BER-Eröffnung.
Herr Hemmerling bestätigt diese Aussage und ergänzt, dass vor allem der RE 1 eine qualitativ hochwertige Verbindung ist und einen Vorteil gegenüber anderen 2.-Reihe-Städten darstellt. Er spricht sich für einen stärkeren Infrastrukturausbau (bspw. Sandstraßen) aus, auch um eine bessere Außendarstellung zu erwirken.